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Ich habe das Gefühl ...

  • carolineschroeder2
  • 4. März
  • 3 Min. Lesezeit

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder, Dipl.-Psych.

Serie Lieblingsthemen in der Psychotherapie



Gedanken und Gefühle unterscheiden

In der Verhaltenstherapie haben wir den Vorteil, dass wir ganz einfach denken dürfen. Wir haben klare Konzepte zur Verfügung und dürfen diese Konzepte ganz offen mit den Patienten teilen.

Es ist keine Geheimwissenschaft, sondern etwas was jeder verstehen kann und soll. Wenn die Grundideen vermittelt werden, hat die Patientin mehr Handwerkszeug für eine Bewältigung der Probleme und für gute Lebensführung in der Hand. Das ist ein bedeutsamer Baustein für den Therapieerfolg.

Eine Grundidee der Kognitiven Verhaltenstherapie KVT ist die wichtige Rolle der Gedanken. Die Gedanken steuern unsere Gefühle, unser Verhalten und sogar unsere Körperreaktionen.

Das finden Sie ausführlicher im folgenden Blogartikel:

Im Gespräch sagt jemand zum Beispiel: "Ich habe das Gefühl, dass kann nicht funktionieren".

Oder: "Ich habe das Gefühl, ich trete auf der Stelle".

Oder auch: "Ich habe das Gefühl, es hat sich schon was verändert".

In der Alltagssprache sind das völlig normale und verständliche Äußerungen.

Für die Psychotherapie, vor allem in der Kognitiven Verhaltenstherapie KVT schauen wir das genauer an.

Das sind alles keine Gefühle sondern Gedanken und Bewertungen!

Nehmen wir mal den Gedanken: "Ich habe das Gefühl, ich trete auf der Stelle". Bei einem Gefühl kann ich kaum dagegen argumentieren, da es eine subjektive Wahrnehmung ist. Es ist eine interne Schwingung. Es ist eine sehr persönliche Reaktion auf eine Erfahrung.

Bei der Aussage "ich bin traurig, weil wir unseren Hund einschläfern lassen mußten", würden die Wenigsten versuchen dagegen zu argumentieren. Diese subjektive Reaktion in den Gefühlen würden wir bei dem anderen respektieren. Wenn jemand dagegen argumentieren würde, " Du brauchst doch nicht traurig sein, weil ... " wäre dieses Verhalten eher unbeholfen und wenig willkommen.

Bei dem Beispiel mit dem "auf der Stelle treten" ist es zumindest in der Therapie sehr sinnvoll zu argumentieren.


Das ist ein Gedanken und eine Bewertung

Mein erster Kommentar wäre:

Das ist ein Gedanke und eine Bewertung und vermutlich kein Gefühl. Das Gefühl könnte Trauer und Resignation oder Gereiztheit und Ärger sein.

Und damit eröffnet sich Spielraum für eine klare Analyse:

Wie kommen Sie zu der Bewertung? Welche Erfahrung läßt Sie zu diesem Schluß kommen?

Woran würden Sie merken, dass es voran geht und Sie nicht mehr auf der Stelle treten?

Was könnte der nächste kleine Schritt sein, den Sie heute oder morgen machen könnten um voran zu kommen?

Was sollte oder könnte ich als Therapeutin tun oder mehr tun, um Sie in Bezug auf Ihre Ziele besser zu unterstützen?

Oder sogar: Prüfen Sie das nochmal? Ist das eine realisischen Bewertung oder dürften Sie Ihre Fortschritte mehr würdigen?

Und bezogen auf die Gefühlswelt - die uns allzuoft doch wie ein fremdes Land vorkommt - welche Gefühle kommen auf, bei dem Gedanken, dass Sie auf der Stelle treten? Aus welchem Zusammenhang kennen Sie diese Gefühle noch?


Die Grundgefühle

Lange ging man davon aus, dass es Grundgefühle gibt, die überall auf der Welt gleich ausgedrückt werden. Diese sollten sein: Wut, Angst , Trauer, Ekel, Überraschung und Freude.

Heute werden auch andere Basisemotionen beschrieben: Freude, Interesse-Neugier, Überraschung, Ekel, Ärger, Traurigkeit, Furcht, Scham, Schuld.

Alle anderen Gefühle lassen sich unter diese großen Überschriften unterordnen.

Resignation, Verstimmung, Gedrücktheit, Melancholie lassen sich unter Trauer einordnen.

Unsicherheit, Nervosität, Anspannung lassen sich unter Angst/ Furcht einordnen.

Genervtheit, Gereiztheit, schlechte Laune, Rage lassen sich unter Wut einordnen.


Zitat von Otto Ludwig 1813 - 1865  Schriftsteller
Zitat von Otto Ludwig 1813 - 1865 Schriftsteller

Gefühle als Kompaß oder Schranke

Es ist sinnvoll, die Gefühle zu benennen, d.h. Worte für die Gefühle zu finden. Eine hohe emotionale Kompetenz fängt damit an, dass man Emotionen nicht nur spürt, sondern benennen kann. Dann kann der Geist damit umgehen. Man hat dann sozusagen einen Griff an der Emotion angebracht und der Geist kann das handhaben. Zum Beispiel kann ich planen, wenn ich traurig bin einen lieben Menschen anzurufen und von meinem traurigen Ereignis zu erzählen ... und werde dann getröstet. Oder wenn ich merke, dass ich wütend bin kann ich abrufen, dass ich bis 10 zählen wollte, bevor ich antworte.

Also, wenn Sie sich das nächste Mal sagen hören "ich habe das Gefühl ... ", vielleicht fällt Ihnen ein zu prüfen - momentmal, das ist ein Gedanke! Stimmt der überhaupt? Und welches Gefühl habe ich denn gerade?

Gefühle sind sehr nützlich. Sie sind wie der Kompass im Leben:

  • das gefällt mir und fühlt sich gut an

  • das andere gefällt mir nicht oder fühlt sich nicht gut an.

Bei allen Methoden um Grübeln (exzessives Denken) zu bewältigen, ist die Frage nach dem Gefühl und der Körperwahrnehmung in dem Moment des Grübelns oft der erste Notausstieg aus dem Grübeln. Also freunden wir uns doch mit unseren Gefühlen an!

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder Dipl.-Psych. © 2025






 
 
 

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